„Ich bin mit Stahl groß geworden“

Hubert Nägele, der Vater des Erfolges, im Interview

 

Herr Nägele, wenn man sich Ihre Geschichte so anschaut, dann haben Sie sicher viel Zeit in Ihrer Kindheit in der väterlichen Schmiede verbracht?

Das kann man wohl so sagen: Ich bin mit Stahl groß geworden. In der kleinen Schmiede-Werkstatt meines Vaters war immer reichlich zu tun. Ich habe Träger entrostet und mit meiner Mutter, die den Vorschlaghammer geführt hat, Hufnägel gerichtet. Auch unser Nachbar hat mit angepackt. Es war immer ein Familienprojekt. Das hat mich geprägt.

Hubert Nägele im Alter von 8 Jahren

War es für Sie von vornherein klar, in den väterlichen Betrieb einzusteigen?

Ich war immer schon der Techniker, es ist meine Leidenschaft. Von daher war für mich eigentlich immer klar, dass ich den Beruf erlernen wollte. Mein Vater war ein richtiger Schmied, ein Schaffer und ein rechter „Schwob“. Er hatte mit der Konstruktion und dem Einbau von Garagentoren sein Steckenpferd und war sehr oft kritisch (und ich ein wenig pfiffig), wenn es um Anschaffungen wie neues Werkzeug ging. Aber er war ein sehr umtriebiger Mensch, der immer nach Lösungen gesucht hat und so haben wir damals angefangen, mit Überdachungen von Tankstellen allmählich mit den größeren Stahlträgern zu arbeiten.

Was waren denn die größten Herausforderungen in den 60ern, als Sie anfingen?

Es war die Zeit des Wirtschaftswunders, das war natürlich sehr günstig. Aber es fehlte immer und überall an Personal und irgendwann reichte die familiäre und nachbarschaftliche Unterstützung nicht mehr aus. Von daher waren wir sehr froh, dass immer mehr Gastarbeiter ins Land kamen, erst die Italiener und danach vor allem Spanier. Ich kann mich noch gut an eine italienische Familie erinnern, die bei uns in der Talstraße über der Werkstatt gewohnt hat. 

Wie hat der Übergang von Ihrem Vater zu Ihnen funktioniert – hat es da auch mal gekracht?

Eigentlich nur ganz am Anfang, wegen des Werkzeugs, aber als er gesehen hat, das geht in die richtige Richtung und ich vor allem ganz erfolgreich Betriebswirtschaft  reingebracht habe, hat er mich laufen lassen. Die größere Herausforderung war es für mich, bis ich von den Mitarbeitern meines Vaters akzeptiert wurde. Ganz ähnlich war das mit unseren Mitbewerbern in der Region. Für die waren wir nur „das Eislinger Schraubenlager“ und jetzt haben wir allen mittlerweile den Rang abgelaufen. Aber man muss sich zunächst einen Namen machen.

Wie haben Sie das geschafft?

Dafür habe ich in den 70ern und 80ern -richtig Gas gegeben. Ich war immer da und mir für nichts zu schade. Ich möchte nicht wissen, wie oft mir eine Idee morgens um 6 unter der Dusche gekommen ist. Vor allem aber haben wir immer weiter gelernt, wie zum Beispiel beim Schlüsselfertigbau. Da haben wir als Subunternehmer eines Karlsruher Ingenieurbüros für Hallenbau angefangen und das dann ganz allmählich als eigenen Geschäftsbereich ausgebaut. Die Schlüsselmomente waren dabei sicher die Umwandlung in die GmbH und die Anschaffung der ersten Säge-Bohranlage, damit wir in die große Stahlbaufertigung einsteigen konnten und natürlich mein Geschäftsführerkollege Klaus Nickl, der eine hohe Professionalität im Schlüsselfertigbau mit eingebracht hat. Jetzt beschäftigen wir sogar Architekten.

Hubert Nägele heute

Was waren die Erfolgsfaktoren?

Zum einen habe ich immer geschaut, dass es den Mitarbeitern gut ging und zum anderen sind wir immer dem Handwerk treu geblieben. Wir betreiben aus Überzeugung immer noch eine Schlosserei mit Wartung und Reparaturservice. Wir kommen, wenn ein Termin zugesagt wurde und dann ergibt eins das andere. Aber vor allem wäre es ohne meine Frau nicht gegangen, die mir immer den Rücken freigehalten hat.

… und Ihr schönstes Erlebnis in all den Jahren?

Das war der Moment als die Kinder (Stephanie und ihr Mann Christoph -Molitor) „Ja“ zur Nachfolge gesagt haben. Meine Tochter ist Mutter und berufstätig und das ist heute sicher nicht mehr so einfach wie früher. Deshalb helfe ich, obwohl ich operativ eigentlich raus bin, wo ich kann, schau noch drüber und bekomme immer noch -„zuviel“ mit.